Apples neues Ego

Apples neues Ego

Mixed Reality

Apples neue Ego-Perspektive

Von Sebastian Schmid

Nach der iPhone-Einführung ist Apple weitere Märkte erfolgreich angegangen: den Tablet-Markt mit dem iPad, den Smartwatch-Markt mit der Apple Watch. Aber kein Apple-Produkt hat den Alltag der Menschen ähnlich stark verändert wie das iPhone. Steve Jobs hat den Nutzern 2007 ein Gerät an die Hand gegeben, das diese als Teil ihrer Persönlichkeit wahrnehmen.

Jobs’ Nachfolger Tim Cook hat sich zwar sehr gute Noten von Investoren verdient, das Ökosystem ausgebaut und die Bewertung von Apple in Rekordhöhen geführt. Allerdings gab es auch Kritiker, die Apple unter Cooks Führung die Entwicklung eines revolutionären Produkts nicht zutrauten. Mit der Vorstellung einer Mixed-Reality-Brille zur Entwicklerkonferenz WWDC sollten die kritischen Stimmen leiser werden. Apples Vision Pro sieht zwar aus wie eine futuristische Taucherbrille. Und nicht jedes gezeigte Anwendungsbeispiel wirkt durchdacht. Wenn ein Vater in der Präsentation einen Kindergeburtstag mit der Brille im Gesicht abfilmt und dabei versprochen wird, „räumliche Fotos und Videos bringen euch näher als jemals zuvor zu den Menschen, die euch am Herzen liegen“, wirkt das unfreiwillig komisch.

Aber es ist nicht das erste Mal, dass Apple ein Produkt vorstellt und erst im Nachgang feststellt, wofür es primär genutzt wird. Drittanbieter-Apps für das iPhone waren in der ersten Generation nicht vorgesehen. Die Apple Watch war zunächst ein kostspieliges Modeaccessoire – mit einer Gold-Variante mit fünfstelligem Preisschild.

Auch Vision Pro muss ihr Einsatzgebiet erst noch finden. In jedem Fall hat Apple wieder einmal beeindruckende Technologie abgeliefert, die Entwickler dazu inspirieren dürfte, innovative, bislang nicht realisierbare Softwareideen zu verwirklichen. Kritische Stimmen, der Preis sei zu hoch, die Batterielaufzeit zu kurz und das Gerät zu klobig, gehen am Ziel vorbei. Über das iPhone waren anfangs ähnliche Vorbehalte zu hören. Vision Pro wird wie jedes Technologieprodukt mit jeder Generation besser und erschwinglicher werden. Und die Brille spricht einen gesellschaftlichen Trend an, der auch den Erfolg der anderen Apple-Geräte begründet hat: die Personalisierung von Technologie. Was könnte individueller sein, als ein für jeden Nutzer personalisierbarer Blick auf die Welt? Apples neue Ego-Perspektive rückt Technologie näher an die Anwender denn je. Zwischen den Menschen wird Vision Pro derweil eine weitere Bildschirmbarriere aufbauen. Das kann man beklagen, aber man sollte sich darauf einstellen. Die nächste Computerrevolution hat gerade begonnen.

16 Jahre nach dem iPhone zeigt CEO Tim Cook, dass Apple auch nach Steve Jobs noch Märkte erschaffen kann.

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