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Rohstoffe treiben den Aufschwung an

Russlands Aktienmarkt entzieht sich der Finanzkrise - Diversifiziertes Engagement senkt Verlustrisiken

Rohstoffe treiben den Aufschwung an

Von Armin Schmitz, Frankfurt Trotz aller Unkenrufe im Vorfeld des Machtwechsels in Moskau hat sich der russische Aktienmarkt in den vergangenen Monaten sehr positiv entwickelt. Mit einem Plus von 3 % führt die Börse Moskau in diesem Jahr die europäischen Aktienmärkte an. Sie konnte den Dax um rund 18 Prozentpunkte schlagen. Der Handelsplatz und die Wirtschaft profitieren von der positiven Entwicklung bei den Rohstoffwerten und dem Aufbau der maroden russischen Infrastruktur. Für dieses Jahr wird mit einem Wirtschaftswachstum von mehr als 8 % gerechnet. Bis 2010 geht Goldman Sachs konservativ von einem durchschnittlichen Wirtschaftswachstum von 5,5 % aus. Sorgenkind ist allerdings die Inflation. Morgan Stanley erwartet für 2008 eine Teuerungsrate von 14 %, für 2009 sind es 13,5 %. Die Investmentbank sieht die Inflation langfristig als eine Bedrohung für die Wirtschaftsentwicklung. Der Führungswechsel zwischen Regierungschef Wladimir Putin und dem neuen Präsidenten Dmitri Medwedew hat das Vertrauen der Investoren nicht enttäuscht. Mit dem Führungsduo war und ist die Hoffnung auf weitere Reformen in den nächsten Jahren verbunden. Politik eingepreistKurz nach dem Amtswechsel wurden die Erwartungen mit Meldungen über Steuersenkungen im Energiesektor belohnt. So sollen die hohen Steuern auf Ölexporte deutlich gesenkt werden. Davon dürften die größten Ölexporteure des Landes, Lukoil, Rosneft und Tatneft profitieren. Mit einem geschätzten Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2008 von 8 (Lukoil), 10 (Tatneft) und 14 (Rosneft) sind die drei Werte deutlich niedriger als westliche Ölförderer bewertet, wobei der Markt allerdings auch die politischen Risiken mit eingepreist hat. Aussichtsreich ist sicherlich auch der Infrastrukturbereich. Aufgrund des maroden Zustandes will die Regierung in Moskau rund 1 Bill. Dollar bis 2018 in ihre Infrastrukturprojekte investieren zur Modernisierung von Flug- und Seehäfen sowie Straßen- und Schienennetzen und zur Erneuerung der Stromverteilungssysteme und Kraftwerke. Stahlhersteller wie die Evraz Group oder Magnitogorsk Iron and Steel Works gehören sicherlich zu den Profiteuren. Gerade im Metallsektor sorgt Norilsk Nickel durch eine angestrebte Dreierfusion für starke Aufmerksamkeit. So soll durch den Zusammenschluss des Nickelproduzenten Norilsk Nickel mit der Eisenerz- und Stahlgruppe Metalloinvest und dem Bauxitförderer und weltweit größten Aluminiumerzeuger Rusal ein russischer Bergbaugigant mit einem Wert von 100 Mrd. bis 160 Mrd. Dollar entstehen, der sich mit den westlichen Rohstoffgrößen BHP Billiton, Rio Tinto und Cia. Vale do Rio Doce messen soll. Metalloinvest und United Co Rusal sind allerdings nicht börsennotiert. Diese Fusion würde Sinn ergeben, denn der russische Minen- und Metallbereich ist sehr stark zersplittert. Ende Mai haben sich die russischen Oligarchen Alischer Usmanow und Wladimir Potanin in einem Kooperationsmemorandum darauf verständigt, ihre Metallaktiva künftig zu vereinigen. Oleg Deripaska wurde darüber hinaus eingeladen, sich mit seinem Aluminiummonopolisten Rusal als Dritter zu beteiligen. Großes AngebotAufgrund des politischen Einflusses auf die Wirtschaft und die Unternehmen sind Einzelengagements mit nicht zu unterschätzenden Risiken behaftet. Daher bietet sich ein Engagement in Einzeltitel nur risikobereiten Anlegern zu Beimischung in einem gut ausbalancierten Depot. Es gibt ein reichhaltiges Angebot an aktiv oder passiv gemanagten Produkten für ein differenziertes Engagement in Russland. Das Indexzertifikat auf den DaxGlobal Russia (DE000DB6GHT2) kann auf Jahresfrist das beste Ergebnis aufweisen. Der Index notiert in Euro. Die Gewichtung der Einzelwerte ist auf 10 % beschränkt. Als Langfristanlage eignet sich der Pioneer Russia Stock (AT0000668272). Das von Peter Bodis betreute Portfolio enthält Rohstoffunternehmen sowie konsumnahe Sektoren wie Einzelhandel und Telekommunikation. Portfolioschwergewichte sind Sberbank Rossii und Norilsk Nickel.