Riskante Rally in Euroland
Von Martin Hampel, FrankfurtEs sind durchaus klingende Namen, die da im vergangenen Jahr so starke Verluste hinnehmen mussten: Deutsche Bank - 69 %, Siemens - 51 %, Unilever - 31 % und Total - 32 %. Alles große Unternehmen, bei denen man vor dem Krisenjahr 2008 solche Verluste allein ob ihrer Macht und Marktstellung nicht erwartet hätte. Die Tiefstände im aktuellen Abschwung haben die meisten großen europäischen Titel im März dieses Jahres erreicht und seither munter zugelegt. Angeführt wird die Rally vom Grundstoff- und Bankensektor, die seit Jahresbeginn schon um rund 39 % und 21 % zulegten.Die Rally ist nicht ohne Risiko. Viele Analysten erwarten, dass in der Eurozone die harte Phase der Rezession erst kommt. Die Unternehmen werden Gewinnrevisionen vornehmen müssen, es droht weiterer Personalabbau, die Arbeitslosenzahlen steigen mit dem entsprechenden negativem Einfluss auf den Konsum, kurz: Es stehen noch triste Zeiten an, hört man allenthalben. Gleichwohl finden Stockpicker auch unter den Blue Chips in der Eurozone günstig bewertete Titel und können etwaige Korrekturen für Zukäufe nutzen.Einig sind sich die meisten Experten, dass starke Kursanstiege auf breiter Front im laufenden Jahr in der Eurozone eher nicht anstehen. Am Mittwoch schloss der Euro Stoxx50, der aus den 50 wichtigsten Titeln der Eurozone besteht, bei 2 479 Zählern. Laut Umfrage von Reuters erwarten die meisten Analysten nicht, dass der Index zum Jahresende höher steht. Entsprechend könnte die Stunde der aktiven Fondsmanager schlagen - so sie denn in der Lage sind, den seitwärts tendierenden Markt zu übertreffen. Deutsche Titel favorisiertDas ist den Managern des Veri Eurovaleur der Gesellschaft Veritas bislang gelungen. Der Fonds hat im laufenden Jahr knapp 20 % gewonnen und ist damit stärkster Titel der Morningstar-Kategorie. Derzeit hält Fondsmanager Gerald Fritz noch eine relativ hohe Cash-Quote von mehr als 10 %, die stärksten Positionen sind der französische Ölkonzern Total mit 3,8 % und das norwegische Ölunternehmen Sevan Marine mit 2,4 %. Letzteres unterstreicht, dass das Management der Morningstar-Kategorie zum Trotz einige Titel aus Ländern außerhalb der Eurozone beimischt, allerdings sind fast 87 % des Aktienanteils innerhalb der Währungsunion investiert. Das Gewicht liegt auf großen bis sehr großen Unternehmen, in der Länderallokation ist Deutschland mit 19 % vor Frankreich mit 17 % am schwersten gewichtet.Einen anderen Ansatz haben die Manager des Mainfirst Classic Fund gewählt. Bis auf eine Cash-Quote von 5 % ist der Fonds komplett in der Eurozone investiert und baut vor allem auf den Bankensektor. Die größten Positionen sind die französische BNP Paribas mit 9,1 %, die spanische Bolsas y Mercados Españoles (8,25 %) und die deutsche Aareal Bank (7,1 %). Das Management konzentriert sich auf wenige Positionen und ist nur in 27 Unternehmen investiert - was bei dem vergleichsweise kleinen Fondsvolumen von rund 6 Mill. Euro nicht verwundert.Um sich gegen Kursverluste zu immunisieren, hat das Management-Team des LuxTopic Flex für den Fonds eine Long-Short-Strategie gewählt. So kann der Fonds bei fallenden Kursen die Verluste mindern. Der Fonds ist zu rund 97 % in Aktien investiert, das Management behält sich auch Anlagen in andere Assetklassen vor. Im laufenden Jahr hat der Fonds rund 13,4 % zugelegt.