Investmentfonds

Demografie dürfte Healthcare beflügeln

Wachsender Anteil alter Menschen stärkt Nachfrage nach Medikamenten und Hilfsmitteln

Demografie dürfte Healthcare beflügeln

Von Martin Hampel, FrankfurtDie Zahlen sprechen für sich: Im Jahr 2050 werden auf der Welt 33 % mehr Menschen leben als heute. Die Zahl der Menschen, die 60 Jahre oder älter sind, wird auf rund zwei Milliarden steigen, und allein in den kommenden fünf Jahren wird sich die Größe der Mittelschicht in Schwellenländern wie China oder Indien schätzungsweise verdoppeln. Bezüglich der globalen Nachfrage liegt der Schluss nahe: Der Bedarf an Medikamenten dürfte steigen, ebenso wie der Bedarf an medizinischen Geräten sowie an Hilfsmitteln wie beispielsweise Hörgeräten und Rollstühlen - die für viele Menschen in den Schwellenländern derzeit schwer zu finanzieren sind.Experten erwarten, dass vor allem die Nachfrage aus den Schwellenländern die Branche befeuern könnte. Mit den höheren westlichen Lebensstandards halten dort auch allerlei unangenehme Begleiterscheinungen Einzug, sagt Cyrill Zimmermann von der Schweizer Fondsboutique Adamant Biomedical Investments. In den chinesischen Großstädten sei der Anteil der Menschen mit Übergewicht inzwischen auf etwa ein Drittel gestiegen, dementsprechend groß sei die Wahrscheinlichkeit, dass diese Menschen früher oder später an Diabetes erkrankten. Auch andere Malaisen, die vor allem Menschen im fortgeschrittenen Alter befallen, wie etwa Krebs oder Herzerkrankungen, dürften in den Schwellenländern in der Zukunft häufiger diagnostiziert werden.Wie stark die bisherigen Big Player der Pharmabranche davon profitieren werden, ist unklar. Zimmermann erwartet, dass vor allem die Biotechnologie sowie Hersteller von Nachahmerprodukten, sogenannten Generika, von dem Trend profitieren werden. Generika und Biotech-Präparate, die im Jahr 2000 noch rund 17 % der Medikamentenumsätze auf sich vereint hatten, machten laut Adamant mittlerweile etwa ein Viertel aus, in zehn Jahren, schätzt Zimmermann, dürften es in etwa 40 % sein.Gleichwohl sehen viele Banken auch bei den etablierten Pharmafirmen große Chancen: Nach einer Phase der eher pessimistischen Einschätzung hat die britische HSBC den gesamten Sektor unlängst von "Underweight" auf "Neutral" angehoben, J.P. Morgan listet unter ihren europäischen Favoriten unter anderem Roche, Novartis und AstraZeneca auf. Darüber hinaus sehen zahlreiche institutionelle Anleger derzeit gute Chancen in Investments in den Pharma- und Healthcare-Sektor. Nach einer Studie der Beratungsagentur Kommalpha finden sich Sektorfonds bereits in zahlreichen Depots großer Investoren. Als Gründe nannten die Institutionellen vor allem den sogenannten Megatrend Healthcare wie auch das Wachstumspotenzial des Healthcare-Sektors.Der Optimismus sollte keinesfalls vergessen lassen, dass in dem Sektor auch erhebliche Risiken schlummern. Zwar gelten die Pharmakonzerne derzeit als außerordentlich günstig bewertet, allerdings spiegeln die Aktienkurse auch die Zweifel der Investoren wider. Aktuell herrscht im Gesundheitswesen ein hoher Preisdruck, weil öffentliche Hand und Krankenkassen weder willens noch in der Lage sind, die hohen Preise für Medikamente zu zahlen. Das spielt den Generikaherstellern in die Hand, bedroht aber die Margen und Einnahmebasis der traditionellen Pharmakonzerne. Anleger, die ihr Risiko streuen und in einen Investmentfonds investieren möchten, sollten sich daher über ihre eigene Strategie im Klaren sein.Darüber hinaus laufen in den kommenden Jahren viele Patente aus, die den Unternehmen derzeit noch kräftige Umsätze bescheren. Viele Konzerne haben zwar interessante Produkte in der Pipeline, allerdings werden unter anderem in Deutschland die Zulassungsbedingungen schwerer. So soll neben Qualität, Wirksamkeit und Sicherheit auf dem Weg der Zulassung künftig auch die Wirtschaftlichkeit unter die Lupe genommen werden - zumindest das deutsche Gesundheitswesen befindet sich nach Ansicht von Wolfgang Greiner, Professor für Gesundheitsökonomie an der Universität Bielefeld, in einem Umbruch, "der aber noch ein Jahrzehnt anhalten kann".