Aktienmarkt in Athen vor Kursschub
Griechenland zählt immer noch zu den Sorgenkindern in der Eurozone. Die Wirtschaft wird im laufenden Jahr erneut kräftig schrumpfen. Dennoch hat sich der Aktienmarkt in den vergangenen Monaten kräftig erholen können. Hedgefonds und institutionelle Anleger erwarten in den kommenden Wochen kräftige Kurssteigerungen. Dem Privatanleger steht allerdings nur noch ein eingeschränktes Produktangebot zur Verfügung, um in Griechenland zu investieren.Von Armin Schmitz, FrankfurtDie Hiobsbotschaften um Griechenland reißen nicht ab. Die Regierung in Athen fordert mit dem Hinweis auf die Erstarkung der Rechtsradikalen ein Ende des Sparkurses. Auch die Gerüchte über ein neues Hilfspaket wollen nicht verstummen. Experten wie der Vorstandschef von Pimco, Mohammed El-Erian, fordern sogar einen Schuldenerlass für Griechenland, damit das Land von seinen Schulden von 160 % seiner Wirtschaftsleistung runterkommt.Nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) wird die Wirtschaft Griechenlands im laufenden Jahr trotz aller Fortschritte um 4,6 % schrumpfen. Erst 2014 soll Griechenland nach sechs Jahren des Schrumpfungsprozesses ein Wachstum von 0,6 % erreichen.Trotz dieses Pessimismus tummeln sich am Aktienmarkt in Athen bereits mutige Anleger wie beispielsweise Hedgefonds. Seit dem Tiefstand vom Juni 2012 hat sich der Auswahlindex der Börse Athen, der ASE General Index, um 138 % erholen können. Die Kursgewinne sind auf den Einstieg von Hedgefonds zurückzuführen. Zu den bekanntesten gehört der Fonds von Wall-Street-Ikone John Paulson. Aber auch Eaglevale und Falcon Edge haben in den vergangenen Monaten große Positionen in Finanztiteln aufgebaut. Die Piraeus Bank und Alpha Bank gelten bei den Hedgefonds als die attraktivsten Wetten. Nach der Rekapitalisierung befinden sich immer noch Anteile von 16 % und fast 20 % in privaten Händen. Die Spekulation erfolgt allerdings über Optionen, die später in Aktien umgewandelt werden können. Wende zum BesserenDie Hedgefonds werden in ihrer Einschätzung von Analysten wie Michael Klahr von der Citigroup unterstützt, der erwartet, dass sich die Geschäftsentwicklung bei vielen Unternehmen zum Besseren wendet. Der Umsatzrückgang verlangsame sich und die Unternehmen würden zunehmend von der aggressiven Kostenreduktion und dem Deleveraging der zurückliegenden Jahre profitieren. Mit Ausnahme der Banken erwartet die Citigroup für 2013 noch einen Rückgang der Gewinne von 3 %. Aber bereits im kommenden Jahr sollen sie um 31 % wachsen. Außerdem dürfte der Privatisierungsprozess Anleger anziehen, die von der Restrukturierung in den jeweiligen Sektoren profitieren könnten. Der Citigroup-Analyst ist aber auch aus anderen Gründen optimistisch.MSCI hat Griechenland als Schwellenland eingestuft. Am 26. November werden die griechischen Aktien in den MSCI Emerging Markets aufgenommen. Klahr erwartet ein Indexgewicht von 26 Basispunkten. Damit nimmt das Land den 18. Platz vor Ländern wie Ungarn, Tschechien und Ägypten ein. Bisher war Griechenland im MSCI World mit einem Anteil von nur 1,4 Basispunkten gewichtet.Die Einstufung wird große Umschichtungen nach sich ziehen. 2,1 Mrd. Dollar sollen nach Einschätzung der Citigroup in die Aktien an der Börse in Athen fließen. 500 Mill. Dollar stammen von passiven Indexfonds. Drei- bis viermal so viel Geld wird von den aktiven Fondsmanagern verwaltet, die den MSCI Emerging Markets als Benchmark haben. Von der Citigroup geschätzte 1,6 Mrd. Dollar sollen dadurch in griechische Titel wandern. Die Abflüsse aus dem MSCI Europe sollen dagegen bei weniger als 100 Mill. Dollar liegen. In diesem Index sei die Gewichtung von 5 Basispunkten vernachlässigbar klein.Anleger haben mehrere Chancen, von einem möglichen Aufschwung an der Börse in Athen zu profitieren. Von Lyxor wird ein passiv gemanagter Indexfonds auf den FTSE Athex 20 (FR0010405431) angeboten. Dieser Index wird mit einem Anteil von mehr als 30 % von Coca-Cola HBC und Hellenic Telecommunication Organization beherrscht. Der synthetisch replizierende Exchange Traded Fund (ETF) ist in den vergangenen drei Monaten um 34,1 % gestiegen. 2013 kommt der Fonds auf ein Plus von 23 %. Die Gesamtkosten des Exchange Traded Fund (ETF) liegen bei 0,45 % p. a.Daneben bieten Banken Zertifikate auf den griechischen Aktienmarkt an. Von der Deutschen Bank (DE000DB0CFF7) und der Royal Bank of Scotland (NL0000414035) werden Zertifikate angeboten, die eins zu eins an der Entwicklung des FTSE/ASE 20 partizipieren. Aktiv gemanagte Fonds, die ausschließlich in griechische Aktien investieren, wie der Berenberg-Hellas-Olympia UI-Fonds und EMIF Greece Index Plus Cap von KBC Asset Management, sind geschlossen worden.