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Erst kürzlich hat die Regierung der Republik Namibia eine Vereinbarung mit Hyphen Hydrogen Energy abgeschlossen, einem namibischen Unternehmen zur Entwicklung von grünen Wasserstoffprojekten, das mit der deutschen Firma Enertrag aus Brandenburg ein Joint Venture gegründet hat. „Die Vereinbarung regelt die Entwicklung, Umsetzung und den Betrieb des größten und einzigen vollständig vertikal integrierten grünen Wasserstoffprojekts in Afrika südlich der Sahara“, sagt Christof Häfner, Partner der Anwaltskanzlei Clifford Chance, die Namibia beraten hat. „Die Gesamtinvestitionen des Projekts in Höhe von 10 Mrd. Dollar entsprechen ungefähr dem jährlichen BIP des Landes.“ Im Vollbetrieb, der noch vor Ende des Jahrzehnts erwartet wird, werde das Projekt jährlich 2 Mill. Tonnen grünen Ammoniak – das ist die Form, in der Wasserstoff unkompliziert transportiert werden kann – für regionale und globale Märkte produzieren.

Das Riesenprojekt in Namibia ist kein Einzelfall. Investments in Infrastruktur und vor allem in grünen Wasserstoff nehmen rapide zu. „Das Geld fließt in neue Richtungen – vor allem seit sich die politischen Rahmenbedingungen und die Klima-Ambitionen stark geändert haben, zum Beispiel durch den Inflation Reduction Act in den USA oder die Repower-EU-Initiative“, sagt Wilhelm Schmundt, Managing Director und Senior Partner im Münchener Büro der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG). „Derzeit werden knapp 1,1 Bill. Dollar weltweit in solche Projekte investiert, rund die Hälfte davon in Europa, immer mehr Geld davon aus privater Hand.“

Den Ergebnissen einer noch unveröffentlichten BCG-Studie zufolge wachsen Infrastrukturinvestments mit knapp 20% pro Jahr doppelt so schnell wie andere Investmentsparten wie Private Equity, die stark nachgelassen haben. Gut die Hälfte fließt in den Energiesektor. Der Megatrend ist dabei grüner Wasserstoff.

Für institutionelle Investoren wie Pensionsfonds, Versicherungen oder Stiftungen, die ihr Vermögen bei einigen der weltweit größten Infrastrukturfonds wie Macquarie, Global Investment Partners (GIP) oder Brookfield anlegen, lohnen sich Infrastrukturinvestitionen. Sie haben laut BCG in den vergangenen Jahren eine jährliche Gesamtrendite von 7,36% erzielt, also sogar im schwierigen Jahr 2022 positive Renditen geliefert – und deshalb mehr Geld angezogen als andere Vermögensklassen.

Konkrete Beispiele für Investments der Infrastrukturfonds in deutsche Unternehmen gibt es zuhauf: Um die Fernwärmesparte von Vattenfall in Berlin bewerben sich Macquarie und der kanadische Pensionsfonds Canadian Pension Plan (CPP) Investment. Beim Steinkohleverstromer Steag aus Essen sind EQT und KKR mit ihren Infrastruktursparten vorstellig. Und EQT hat sich bereits die auf erneuerbare Energien spezialisierte Tion Renewables zugelegt, währen die Schweizer Partners Group kürzlich ein Biogas-Portfolio hierzulande erworben hat.

Partners Group ist zudem gerade dabei, eine Investmentbank für den Verkauf des Heizungsablesekonzerns Techem auszuwählen. Auch der Blockheizkraftwerksbetreiber G+E Getec Holding GmbH aus Magdeburg, den der Private-Equity-Fonds Infrastructure Investments Fund (IIF) – ein Investmentvehikel der Investmentbank J.P. Morgan – im Jahr 2021 für 4 Mrd. Euro von EQT und dem Unternehmensgründer Karl Gerold erworben hat, könnte bald wieder auf den Markt kommen. Dasselbe gilt für den Berliner Kabelnetzbetreiber Telecolumbus, der dem Infrastrukturfonds von Morgan Stanley gehört, oder den Waggonvermieter VTG, den Morgan Stanley an GIP verkauft hat.

Zum Ladenhüter im Infrastrukturbereich sind eigentlich nur Altenheime geworden, seit eine journalistische Recherche die Zustände beim französischen Pflegeheimbetreiber Orpea enthüllt hat. Seither meiden Investoren das Feld. Der zweitgrößte deutsche Altenheimbetreiber, den Nordic Capital schon 2022 ins Schaufenster gestellt hat, gehört noch immer dem schwedischen Finanzinvestor. Auch die Kette psychiatrischer Kliniken namens Oberberg findet keinen neuen Eigentümer.

Abgesehen davon gilt jedoch: Infrastrukturinvestitionen werden zum Mainstream. Sie haben sich zu einer der attraktivsten „alternativen“ – weil nicht börsennotiert wie Aktien oder Anleihen – Anlagen entwickelt, denn die Daten zeigen, dass sie Inflationsdruck und Nachfrageschwankungen besser standhalten als andere Vermögensklassen. Nachdem das verwaltete Vermögen in der Infrastrukturbranche im Jahr 2015 nur etwa 300 Mrd. Dollar betrug, stieg es in den folgenden sieben Jahren an und erreichte 1,1 Bill. Dollar im Jahr 2022 – eine Wachstumsrate von 21%, fast doppelt so hoch wie die 11%, mit denen die Investitionen in alle alternativen Anlagen wuchsen. Zugleich wurden die großen Infrastrukturfonds noch größer: Die zehn größten Fonds, die 2022 geschlossen wurden, sammelten 36 Mrd. Euro mehr ein als im Jahr 2021. Da die Regierungen rund um die Welt versuchen, die Infrastruktur zu erneuern und CO2-neutral umzubauen, expandiert der Markt. Angesichts begrenzter öffentlicher Finanzen streben Regierungen an, ein günstigeres Umfeld für Investitionen des Privatsektors zu schaffen. In den USA wurde mit dem Infrastructure Investment Jobs Act (IIJA) und dem Inflation Reduction Act (IRA), die in den Jahren 2021 und 2022 erlassen wurden, die Entwicklung angekurbelt. In der EU soll die Repower-EU-Strategie die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringern. Fast 6 Mrd. Euro gibt die Bundesregierung für den Einkauf von grünem Wasserstoff per umgekehrter Auktion in Nicht-EU-Ländern aus.

Allein mit Subventionen kommen Infrastrukturinvestments jedoch nicht mehr zum Erfolg – zumal die Zeit des billigen Geldes mit den Zinserhöhungen der Notenbanken vorüber ist. Die BCG-Studie ergab, dass der Erfolg im neuen Umfeld neue Ansätze erfordert. Ab jetzt ergibt sich die Rendite nicht mehr wie von selbst aus sinkenden Schuldzinsen und steigenden Bewertungsmultiplikatoren. Es braucht operative Verbesserungen.

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